13.

Ein Superknüller fällt einem nur einmal im Leben in den Schoß — wenn überhaupt. Die Nachricht von Lilas Erschießung bewog mich, dem Fahrer einer der Limousinen vor dem Theater 210 Dollar in bar plus meine Rolex zu geben, damit er seinen Fahrgast im Stich ließ und mich zum Krankenhaus fuhr.

Die Straßen rund um das Krankenhaus waren von Polizeifahrzeugen verstopft. Die roten Bonbonlichter drehten sich gespenstisch und warfen ihr Licht auf die gespannten Gesichter der Gaffer. Der Krankenwagen verlor wertvolle Zeit, bis die Polizei ihm die Durchfahrt ermöglichte. Vor der Notfallambulanz wurden die Türen des Krankenwagens aufgerissen. Sanitäter zogen eine Trage aus dem Wagen und rannten damit in die Notaufnahme. Ich sah Marty DiGennaro, der neben der Trage lief. Er hielt eine Infusionsflasche hoch.

In der Notaufnahme herrschte das totale Chaos. Denn inzwischen fuhr ein weiterer Krankenwagen vor. Ich wußte damals nicht, daß er Ara Sagarians irdische Überreste transportierte. Nicht nur Marty DiGennaro entdeckte ich, sondern auch Theresa O'Donnell.

Theresa ging direkt hinter der Trage. Ich weiß nicht, woher sie kam. Ein Polizist beruhigte sie und bot ihr höflich seine Hand an: »Ist alles okay, Miss O'Donnell. Hier ist nur Polizei und Krankenhauspersonal. « Robbie Lymon stützte Theresa auf der anderen Seite. Eine Frau in einem strengen Kostüm und einem Schild an der Brusttasche, das sie als Angestellte des Krankenhauses auswies, bat Theresa, ihr zu folgen.

Irgendein Assistenzarzt fragte: »Was bringt ihr da?«

»Schlaganfall. Tot«, rief der Sanitäter.

»Park ihn irgendwo. Der hier lebt noch. « Und so wurde Ara Sagarian in einem Flur der Notaufnahme abgestellt. Er war tot. Doch er blieb da auch die nächsten vier Stunden noch, während das Drama um ihn herum seinen Fortgang nahm.

Die Gruppe um Lila wurde von der Polizei weitergeleitet, während die Menschenmenge wie gierige Maden, die sich am toten Fleisch laben wollen, nachdrängte. Videorecorder surrten, Reporter feuerten Fragen ab. Die letzte, die Theresa hörte, bevor sie das Ende des Flurs erreichte, war: »Lebt sie noch, Miss O'Donnell?«

Eine Schwester, deren weiße Tracht in scharfem Kontrast zu Martys schwarzem Smoking stand, öffnete eine Tür von innen und hielt die nachdrückende Menge zurück. So zog sie erst Marty, denn Theresa O'Donnell und Robbie hinein. Mit den Ellenbogen hatte ich mich direkt hinter die drei gedrängt. Doch ich wußte, daß ich wie die anderen Medienleute draußen bleiben mußte. Ich preßte die Nase an die Glastüren und wartete mit meinen sensationslüsternen Kollegen auf Nachrichten und Neuigkeiten.

Da erlebte ich meine Glückssträhne. Die Tür wurde gewaltsam aufgestoßen und schlug mir gegen die Nase. Bei mir blutet immer alles schnell und reichlich.

Im Krankenhaus herrschte noch immer Hektik. Der Pfleger sah das Blut und winkte mich hinein. Pflegerinnen und Krankenhauspersonal hatten Marty, Theresa und Robbie in eine ruhige Ecke gelotst. »Ich gehöre dazu«, murmelte ich der Schwester zu, und als sie meinen Schmuck und das Blut sah, ließ sie mich neben ihnen Platz nehmen. Gelegentlich half ich ein bißchen nach, damit die Blutung nicht zum Versiegen kam. Doch auch ohne diese Nachhilfe zierten meine gelbe Seidenbluse — 316 Dollar bei Giorgie — große Blutflecken. Unauffällig verteilte ich noch etwas Blut auf meinem Gesicht. Hier ging es nicht um Eitelkeit.

Die Schwester kümmerte sich um Theresa, die laut stöhnte und die Emmytrophäe fest umklammert hielt. Marty saß schweigend auf seinem Stuhl. Robbie Lymon schluchzte.

Ein Arzt kam durch die Tür des Behandlungszimmers und fragte nach Lila Kyles nächsten Angehörigen.

»Das bin ich«, meldete Theresa sich.

»Und ich bin ihre Tante... ich meine Onkel«, verbesserte Robbie sich.

»Ich bin ihr Verlobter, Doktor.« Marty erhob sich.

Der Doktor sah Marty sonderbar an. »Der Patient kann nicht ihre Verlobte sein.« Und zu uns allen gewandt, erklärte er: »Ich muß mit einer Blutsverwandten sprechen oder einem gesetzlich angetrauten Ehegatten. Ist so jemand hier?«

Robbie meldete sich für Theresa, die noch immer hilflos stöhnte. »Das ist die Mutter, Doktor. Miss O'Donnell.«

Der Arzt wandte sich nun an Theresa. »Miss O'Donnell, wir wissen noch nicht genau, was vorgefallen ist, aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Der Patient, der uns gebracht wurde, ist nicht Ihre Tochter. Das kann ich Ihnen versichern.«

Theresas Knie wurden schwach. Ohne die Stütze der Schwester wäre sie zu Boden gesunken. Mir fiel auf, daß sie noch immer die Statue umklammerte. »Schwester«, bellte der Arzt. »Bringen Sie Miss O'Donnell in ein Behandlungszimmer.«

Theresa wurde fortgebracht. Robbie folgte ihnen.

Marty fand nun endlich seine Stimme wieder. »Von was reden Sie überhaupt? Natürlich ist das meine Verlobte. Ich habe doch gesehen, wie sie erschossen wurde. Ich habe in dem Krankenwagen neben ihr gesessen. «

»Das ist eine anatomische Unmöglichkeit«, erklärte der Arzt kurzangebunden. »Das kann nicht Lila Kyle sein.«

»Warum nicht?« fragte Marty ebenso gereizt.

»Weil der Patient mit der Schusswunde einen Penis hat.«

Die schoenen Hyaenen
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